Endlich mal ein bißchen was zu erzählen, jenseits von Diplom und Ausflügen in die Helsinkier Nachbarschaft!
Lappland also. Vom 16.-20.2. Ich konnt's ja eigentlich selber kaum fassen, aber nun hab ich's doch noch geschafft! Die meisten anderen der exchange students waren ja schon letztes Semester im Dezember da. Ich glaube, 6 oder 7 Tage war die Tour damals, die von Evtek, meiner FH hier, organisiert wurde. Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, zuviel um die Ohren zu haben, Kurse, Berichte, Arbeit für's Lab und anstehende Klausuren (obwohl die Klausuren hier echt nicht anspruchsvoll sind)... aber so blieb ich halt brav zu Hause. Ganz schön spaßresistent. So richtig leid konnte es mir aber auch nicht tun, denn eigentlich wußte ich von niemandem, dabei zu sein, mit dem ich es hätte erleben wollen. Party und Klamauk ist ja immer ganz gut, aber so schöne Reiserinnerungen teile ich dann doch lieber mit Leuten oder jemand, mit dem mir die geteilte Erinnerung auch Wert hat.
Und so kombinierten Inga und ich ihren Besuch hier mit dem Lapplandtrip! "Pyhäporo" nannte sich das Ganze, organisiert von ein paar Touristik-Studenten der Uni als Semesterprojekt oder so. Pyhä heißt das Skigebiet und poro ist finnisch für Rentier. Das gab es auch als Maskottchen, hier beim Start mit dem Zug. Ich muß ja zugeben, daß ich anfangs so meine Problemchen hatte, dieses Pyhä auf der Karte überhaupt ausfindig zu machen, es liegt aber ca. 100 km nordöstlich von Rovaniemi, also grade so überm Polarkreis.
Eigentlich waren es ja nur knappe 3 Tage, die wir da waren: mit dem Zug Donnerstagabend los, Freitagmorgens da und Sonntagabend schon wieder zurück. Aber das war alles so straff durchorganisiert! Wenn man alle Programme mitmachte, gab es echt keine halbe Stunde Langeweile! Naja, haben wir aber nicht, irgendwie wurde das dann doch n bißchen teuer alles. Auf der Hinfahrt hab ich erstmal einen anscheinend legendären Sonnenaufgang verpennt. Meine Augen waren aber auch so groß genug, als ich die Gardine zurückschob: eine Landschaft wie aus Zuckerguß, glitzernder Neuschnee, und der Zug tuckerte vor sich hin, als wären wir in Indien. Minna, eine der Reiseleiterinnen, meinte, die Gleise seien hier oben halt nicht so gut, mehr sei nicht drin. Das machte das Ganze aber nur authentischer irgendwie!
Meine Vorstellung von unserer Unterkunft, bevor wir da ankamen, ging im Großen und Ganzen eher Richtung Jugendherberge. Auch deswegen, weil von 6-8 Bett Zimmern die Rede war. Aber was uns da erwartete, haben wir nichtmal hier zu Hause: Fußbodenheizung! Fön! Saubere Handtücher! Fernseher!! Ich konnts kaum glauben, aber plötzlich fing der Preis des Ganzen an, Sinn zu machen, und erschien fast wieder günstig, zumal 2x Frühstücksbuffeet, einmal Abend- und einmal Mittagessen drin waren. Also ein echtes Hotel, fast wieder zu komfortabel, um sich auf nem Studentenausflug zu fühlen... Die sogenannten 6-8 Bett Zimmer stellten sich übrigens als superfette Apartements heraus, zweistöckig mit 3 Zimmern mit Doppelbett, Küche, Kamin, Geschirrspüler(!!)... Und ich hatte an vier quietschige Stockbetten im London-Hostel-Stil gedacht, mit Toilette auf dem Gang! So falsch kann man liegen.
Die Parties abends in der Skihütte und in der Hoteldisco waren leider nüchtern kaum zu ertragen, aber zum Abschießen auch zu teuer (4,50€ ein Bier). Erst Achtziger Softrock, dann mit einem Schlag aktuelle Dance-Chartbreaker... Hang the DJ. Aber naja, gehört halt dazu, so fiel das Aufstehen nächsten Tag auch etwas einfacher, wenn man nicht bis in die Puppen macht.
Richtig toll waren dagegen Husky-Schlitten-Fahren und eine Mini-Rentierschlitten-Safari, beides leider viel zu kurz, aber wohl mit Gruppen von 60 Leuten (!) nicht anders zu bewerkstelligen, und dafür lief es absolut reibungslos.
Der Rentier-Mann wußte auch nicht nur, wie man Rentiere hält (in freier Wildbahn übrigens), sondern auch, wie man Geschichten erzählt und sich damit ein kleines Touri-Zubrot verdient, weil Rentierzüchten heutzutage halt immer schwieriger wird. Mit nem Feuer in einem großen Zelt saßen wir alle und hörten gebannt seinen Ausführungen zu, wie sein Beruf als Rentierzüchter aussieht. Echt unglaublich, aber so stelle ich mir gute Geschichtenonkels vor!
Und am gleichen Tag war dann direkt im Anschluß die Smoke Sauna. Viel aufregender als die Smoke Sauna an sich war dabei eigentlich das Eisbaden! Also ich hatte ja schon vorher ständig Eisfüße trotz meiner Superschuhe, aber daß ich da reinspringe, konnte ich mir nicht vorstellen. Hab's dann aber doch gemacht; wenn die anderen einen anfeuern, wie wir es bei jedem machten, geht es irgendwie. Die Beweisfotos waren dabei ja fast das Wichtigste! Und das Unglaublichste dabei ist einfach noch, daß man nach dem Tunkgang (einmal rein, bis drei zählen und wieder raus) ne Minute ganz gelassen bei -18 Grad herumstehen kann! Nur die Füße auf dem Schnee werden kalt. Das besondere an der Smoke Sauna war eigentlich nur, daß man danach wie Räucherlachs riecht, sonst isses wie eine ganz normale Sauna.
Dann war da noch die Schneeschuhwanderung am Sonntag. Die war auch schön, weil es mitten rein ging ins Zuckergußland. Zwar folgten wir Schneeschuh-Trampelpfaden und für eine Weile auch ner breiten Loipe, also nichts von wegen querfeldein durch Tiefschnee, aber das ist wohl auch besser so. Danach gingen andere noch zu ner Schneemobil-Safari, aber 60 Euro für zwei Stunden fanden wir doch ein bißchen viel. Auch wenn die, die mit waren, danach meinten, das sei der Spaß schlechthin gewesen.
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