Sonntag, Mai 28, 2006

enjoy the sickness

Irgendwie häufen sich in den letzten Tagen die Fragen nach "und was machst du danach?" massiv. Warum nur? Nur die Antwort wird dadurch nicht klarer. Der letzte Rat war: "Enjoy the sickness, when will you have such a situation in life again?" Tja, keine Ahnung, ist vielleicht eine Sichtweise. Ob ich sie wirklich annehmen kann, wird sich wohl zeigen...

Samstag, Mai 27, 2006

Volksfeststimmung

Das dürfte jetzt wohl erstmal der letzte Lordi-Eintrag werden. Aber die Story ging halt noch weiter:

Wir durften gestern Zeugen eines wirklich ehrenvollen Lordi-Empfangs werden. Sie waren zwar schon seit ein paar Tagen zurück in Finnland, aber die Empfangszeremonie der neuen Volkshelden sollte auf den Freitagabend gelegt werden - in Form eines kostenlosen Konzertes auf dem Marktplatz, bzw. direkt am Hafen (ist das gleiche). Ich weiß nicht so ganz, wie andere Eurovision Gewinner in ihrem Heimatland gefeiert werden, aber ich weiß wohl, wie mich Lordi und die Finnen mit ihrer Aktion faszinieren!
"Wir haben den letzter-Platz-Rekord beim Eurovision Contest, also zum Kuckuck damit: wenn wir verlieren, dann verlieren wir mit Stil!"
Die Rechnung ging auf wunderschöne Weise nicht auf!

Eigentlich bedarf es nur ein paar Bildern, um abschätzen zu können, was in Helsinki gestern abging. Vielleicht finde ich ja die Zeit, das Video zusammenzuschneiden davon.

Edit: unfertiges Video, ob es jemals fertig wird....

Donnerstag, Mai 25, 2006

Himmelfahrt

Also eine klassische Vatertagstour war das nicht. Kein Bier, kein Grill. Vielleicht eher "Extreme bicycling II" (Teil I sah so aus), weil es mich zum Ende der Tour beabsichtigt in den Wald verschlug. Diese glatten Felsen ('kallio' in finnisch): wenn davon eine ganze Fläche vom Weg ab und mit leichtem Anstieg in den Wald hineinragt, dann juckt es einfach, dort mal langzufahren. Das Ergebnis war also, daß ich von der Anhöhe zu faul war, den gleichen Weg wieder zurückzufahren, auf der anderen Seite des Hügels der Abstieg aber eher unwegsam war. Siehe Bild.
Ich glaube, ich sollte mir mal so einen PDA mit GPS zulegen und ihn einfach aufzeichnen lassen, wo ich mich wann befand. Wieder zu Hause dann in irgendeine Kartensoftware geladen, kann man lustig sehen, wo man sich hinverirrt hat. Wäre echt ein Spaß!

Nachtgedanken

Ich will ein bißchen über meine letzte Nacht schreiben, also eigentlich eher die letzten zweieinhalb Stunden, um genau zu sein. Und ich glaube, es wird mir nicht leicht fallen, zusammenzufassen, was mir so alles durch den Kopf fuhr. Vielleicht sollte ich tatsächlich mal über die Anschaffung eines Blackberry oder einfach irgendeines Gerätes nachdenken, mit dem man unterwegs halbwegs bequem schreiben kann - oder ich mach es wieder wie in Indien: Schreibblock immer dabei, denn die meisten Gedanken kommen einem vor Ort.

Morgen -äh heute- ist Himmelfahrt. Schade, ich vermiß ein bißchen die Fahrradsauftouren ins Grüne, werde ich hier morgen nämlich nicht haben. Ich bin also heute abend im Onnella gelandet, einer im Grunde Großraumdizze im Kellergeschoss mit drei Bereichen: Rock, Dance und Finnisch :-) Irgendwie war der Laden für mich von Anfang an so ein Kandidat wie "kann man hingehen, wenn's sonst nichts besseres gibt". Denn eigentlich ist es immer gleich dort, finde ich. Von Girlies mit high heels, wie Spitzhacken geformt, bis zu halbwegs alternativem Volk findet man so ziemlich alles, auch wenn erstere dann doch vorherrschen.

Nun wurde mir also gesteckt, heute sei dort billige-Getränkepreise-Tag. Das hat sich dann am Eingang auch gleich als Gerücht entpuppt: 7€ Eintritt plus 2€ Garderobe. Ein 0,4l gezapftes Plörrebier kostet 4,50€. Willkommen in Finnland. Aber egal, irgendwie war es das heute trotz des Kurzaufenthaltes wert. Um 1:47 Uhr habe ich nämlich den letzten Zug genommen. Der erste geht erst wieder um 6:07 oder so, und dazwischen Nachtbusse mit entsprechendem Nachtaufschlagspreis.

Naja, es zog mich also ziemlich schnell zum hintersten Bereich, dem "finnischen" (ich finde keinen besseren Namen). Und jetzt, wo hier allgemeine Aufbruchstimmung unter den großenteils nicht mehr anwesenden Austauschstudis herrscht, fängt man plötzlich an, herumzusinnieren. Und so tat ich eigentlich nichts anderes als die Atmosphäre aufsaugen. Und die könnte man selbst mit Video nicht festhalten, auch wenn ich das gerne nochmal machen würde.
Dort, im finnischem Bereich nämlich, sind die Tische und Bänke für's auf-den-Tischen-tanzen konzipiert. Alles fest und stabil, und über den Tischen, die sich mit einer durchgehenden Bank an der Wand einmal rund um die Bar ziehen, ist eine ebenso stabile Festhaltestange angebracht. Das Abstellsims an der Wand für Getränke, auf Greifhöhe vom auf-dem-Tisch-stehend, fehlt auch nicht. Und die Finnen lieben das auf-den-Tischen-tanzen, zumindest dort.

Und wie ich das so beobachtete, wußte ich, daß ich das vermissen werde, falls ich dann doch gehen muß: die ausgelassene, bierselige Stimmung und deren Liebe zum Rock! Über Lordi habe ich ja in den letzten Einträgen genug geschrieben. Und ich bekam echt eine Gänsehaut, als sie Lordi mit "Hard Rock Hallelujah" spielten! Der ganze Saal grölt mit, da werden die Haare geschüttelt und Luftgitarre gespielt und man fühlte einfach, wie happy sie sind, einmal den (wenn in meinen Augen auch albernen) Eurovision Contest gewonnen zu haben. Unsere Finnischlehrerin erwähnte mal, daß die Finnen einen kleinen Komplex haben, (zu) wenig Beachtung in der Welt zu finden, weil sie so ein kleines Volk sind. Und jetzt hört die ganze Welt von Finnland und Lordi, und ich fange fast an, mich selber als Finne zu fühlen, so freue ich mich für sie! Zumindest so lange ich da war, spielten sie Lordi zwei mal, wer weiß, wie oft noch! Und wenn dann nach Lordi gleich noch die nächste Metal-Hymne, die vor kurzem in den Charts war (Täivas Lyö Tulta von Teräsbetoni, übrigens der Song im Pasila Parties Film) gespielt wird, dann kocht der Saal echt!

Ich kann natürlich in 9 Monaten Finnland immer noch nicht mehr auf finnisch als ein paar Schimpfworte, ja, nein, danke, t'schuldigung, tschüs und "ich habe einen kater", aber wie mit dem Hindi damals hört es sich mittlerweile so familiär an, daß es ein Genuß ist, dem fröhlichen Mitgesinge zuzuhören. Ich mag Finnisch, auch wenn es unmöglich scheint, es proper zu lernen. Und ich mag auch die finnische Schrulligkeit irgendwie, weil sie nur oberflächlich ist. Wenn ich dann an Ende Juli denke, wo ich endgültig meine Sachen packe (wenn nicht noch irgendwas passiert hier arbeitsmäßig), wird mir fast ein bißchen "Heimweh"ig, was ja im Grunde eher "Fernweh"ig sein sollte. Aber mit der Definition, wo "heim" sein könnte, werde ich jetzt nicht anfangen.

Auf dem Weg zum Zug hörte ich echt aus jeder zweiten Kneipe "Hard rock hallelujah", mann mann, die haben echt Volkshelden jetzt! Und noch was Nettes: auch nachts um 2 ist es hier jetzt nicht mehr richtig dunkel nachts. Der Himmel strahlt am Horizont immer in einem hellen Grau-blau, und Wolken kann man auch die ganze Nacht klar erkennen. Einfach toll, nur daß ich mich immer ein bissl mies fühle, im Hellen von ner Party zu kommen. Das ist jetzt quasi immer der Fall.

Und nochmal über die mir hier so toll erscheinende Kneipenstimmung nachdenkend: Osnabrück war keine Großstadt, und damals ständig von Uetersen nach Hamburg zu tingeln, war auch keine dauerhafte Option. Vielleicht kneipt es sich in Deutschland ja genauso gut. Nur weiß ich es dann nicht, weil ich einfach nie echtes Kneipenflair vor der Tür hatte. Und letztendlich kommt hier dann eben der Auslandsbonus drauf, weil ich automatisch alles ein paar Ticks spannender finde, auch wenn es der gleiche Kram ist, wie zu Hause.

Mittwoch, Mai 24, 2006

Multimedia Product

"Multimedia Product", so hieß der Kurs, für den in den letzten Wochen die eine oder andere Nacht draufging. Wir haben zu viert eine DVD über das Austauschjahr hier in Finnland gemacht. Aus all den Fotos und Filmchen, die sich digital so ansammeln. Und ich kann wohl behaupten, daß wir mit dem Ergebnis und der Resonanz ziemlich zufrieden sind. Im Endeffekt war die Resonanz der anderen Austauschis (nach den ersten kleinen Preview-Filmchen) auch ein ziemlicher Motivationsfaktor. Fast 60 Kopien durften wir verteilen :-)

Anfangs war ich eigentlich nicht besonders davon überzeugt, daß da wirklich was Ansehbares bei herauskommt, aber nach und nach stellte sich dann heraus, daß es doch gut wird. Und es fühlt sich einfach gut an, endlich mal was gemacht zu haben, das nicht irgendwo in Verzeichnissen oder auf Servern verstaubt, sondern was Leute anfassen können und sich drüber freuen! Lauter so 3D Animationsfilmchen, Webseiten und ähnliches - irgendwie "ganz nett", aber ohne echten Nutzwert für andere.

Alle Videos liegen kleinkomprimiert auf www.erasmusdvd.co.nr. Wer mal einen Blick riskieren will... Keine Ahnung, wie lange die Dateien da liegen, weil sie doch ziemlich viel Traffic erzeugen. Eventuell muß ich den Link auch wieder wegnehmen.

Montag, Mai 22, 2006

Lordi, die zweite

Der Hype nimmt seinen Lauf - und mich hat er auch gepackt! Heute, am Montag, brachten zwei große Zeitungen (Ilta Sanomat und Iltalehti) jeweils 20-seitige Lordi-specials heraus. Ich hatte so meine Schwierigkeiten, gegen frühen Abend überhaupt noch ein Exemplar zu finden: ausverkauft! Außerdem prangen Lordi auf absolut jedem Titelblatt auch anderer Zeitungen. Finnland im Lordi-Fieber.

Ich konnte es nicht lassen und habe mal weiter gesucht:
Finnland hat einen der schlechtesten Schnitte beim Eurovision Song Contest, und jetzt will Rovaniemi, wo die Jungs und Mädels herkommen, einen Platz nach der Band benennen! In Helsinki war an dem Abend des Eurovision wohl richtig Halligalli, leider hab ich mir das nehmen lassen.
Meine Lieblingszitate sind "Rovaniemi now has two magnetic figures - Santa Claus and Lordi." (hier) und “Kids love us. We look like their toys.” (hier)

In Amerika gibt es eine Show à la David Letterman, nur halt mit Conan O'Brian. Kennt in Deutschland keine Sau (oder nur ich mal wieder nicht?), hier ist er ein Volksheld, weil er ("dem kleinen") Finnland zu einigem Medienrummel in Amerika verhalf. Angeblich ist er an der Wiederwahl von Tarja Halonen nicht ganz unschuldig. Seitdem gibt es von Conan O'Brian ab und zu Kommentare über Finnland. Na und da werde ich ja fast zum Finnen, wenn ich der nächsten Show entgegenfiebere; ist diese Lordi-Geschichte ja ein gefundenes Fressen!

Und die Top 10 auf iTunes sehen auch interessant aus, hehe.

Sonntag, Mai 21, 2006

Lordi rocks!

"Hard rock hallelujah!"

Also das letzte mal, daß ich den Eurovision song contest live angeschaut habe, das war irgendwann '97 oder so, entweder mit Guildo Horn oder Stefan Raab. Und es war, weil man (oder besser: ich) es nicht wirklich ernst nehmen konnte. Und verlief ja auch eher enttäuschend.

Jetzt haben die Finnen Lordi ins Rennen geschickt! Wer die nicht kennt, klicke bitte auf den Link, aber eigentlich dürfte das jeder mitbekommen haben, oder? Und wie ich erfuhr, fielen die Finnen bisher eigentlich eher durch ihre dauerhafte Unterdurchschnittlichkeit bei diesem Contest auf. Die finnischen (nicht nur Boulevard-) Zeitungen sind auch schon seit Wochen voll mit Lordi. Angeblich wurde sogar diskutiert, ob Tarja Halonen (Finnlands Präsidentin) Lordi es verbieten sollte, Finnland zu repräsentieren, das werfe keine gutes Licht auf's Land. Also ich bin da ganz anderer Meinung, denn es macht mir Finnland richtig richtig sympatisch! Das Ergebnis, by the way: "And the winner is: Finland!" Video davon gefällig?

Ich finde: die Finnen haben einfach Humor! Und Heavy Metal oder Rock ist hier eh hundert mal salonfähiger als zu Hause, die Finnen mögen einfach Hardrock. Sehr sympatisch, wie ich finde. Lordis Musik war wenigstens handgemacht und ehrlich, keine Inkarnation à la Ralf Siegel casting (auch wenn ich da nicht wirklich viel drüber weiß).

Ich werde Montag auf jeden Fall zur Arbeit gehen und die Jungs mit "Minä olen saksalainen mies, ja minä rakastan Lordia!" begrüßen! Finland rocks! Bin richtig stolz, gerade hier zu sein, hehe.

PS: Habe soeben erfahren, daß die Finnen heute gleichzeitig das Halbfinale in der Eishockey WM verloren haben, gegen Tschechien. Schwerer Schlag. Also ich konnte noch nie großartig mitfiebern bei Sportereignissen, aber Finnland und Eishockey: da kommen einem echt die Tränen, wenn man sieht, wie sportbegeistert sie hier sind.