Donnerstag, Juni 29, 2006

2 Wochen Österreichurlaub

Extreme nachtraging mal wieder (11.7.), aber da unten in Ö. kam ich schon gar nicht zum bloggen...

Was gibt es über zwei Wochen Österreich, Bad Gastein, mit der ganzen Familie zu berichten? Daß unser letzter gemeinsamer Urlaub irgendwie ca. 15 Jahre zurückliegt? Das sollte spannend werden! Österreich im Sommer ist ja nicht so das typische Urlaubsziel, aber ich fand es im Nachhinein genau richtig, und es waren zwei richtig entspannte Wochen!

Das Highlight schlechthin war wohl der Paragliding-Flug! Ich glaube, ursprünglich war es Meikes Idee, und wir sprachen auch mal nebenbei darüber. Ernsthaft daran gedacht hatte ich gar nicht. Erst als plötzlich eine Broschüre einer Paraglidingschule in der Wohnung auftauchte, bekam ich Lust, und schon zwei oder drei Tage später hingen wir alle drei, Metta, Meike und ich, nacheinander an nem Tandem-Schirm. Ich war als letzter dran, zwischen den Flügen kam der Fluglehrer immer wieder mit der Bergbahn hoch, 1200m Höhenunterschied vom Tal aus. Ich weiß gar nicht, wie ich es mir konkret vorgestellt hatte, aber auf jeden Fall eine ganze Idee ungemütlicher und wilder!

Aber mitnichten, man sitzt superbequem in einem Sitz, der einem vom Rucksack aus unter dem Arsch baumelt, und der einzige Wind scheint der 30 km/h Fahrtwind zu sein. Total ruhig, man kann sich unterhalten, die Kamera rüberreichen, und im Endeffekt braucht man die Steuerriemen nichtmal die ganze Zeit festzuhalten. Fast kam es mir alles ein bißchen zu einfach vor... Am Anfang war sogar ein kleines bißchen Thermik zu spüren, und das hätte ich nicht gedacht: es gibt einen richtigen kleinen Ruck, und man merkt, wie es aufwärts geht!

Insgesamt dauerte der Flug 10-15min, nicht sooo lange, und mit 80 Euro nichts für jedes WE, aber dennoch jeden Cent wert!

Dann war da noch das Apartement-Balkon-Highlight, zu dem ich eigentlich nicht viel mehr sagen brauche außer diesem Bild:
Das war eigentlich auch nach 14 Tagen noch ein Faszinosum. Alleine von diesem Balkonblick habe ich wohl vier oder fünf Panoramaaufnahmen, quasi bei jedem Wetter und in der Abenddämmerung. Gelegenheiten für Panoramaaufnahmen gab es auf unseren ausgedehnten Wanderungen eh reichlich! So reichlich, daß ich die meisten bis heute noch nicht zusammengebastelt habe...

Highlight Nummer drei waren die Radtouren. Zwar machte ich nur zwei, eine alleine, eine mit meiner Ma, aber da man eh nur in eine Richtung das Tal entlang fahren kann, war das auch mehr als genug. Auf meiner ersten umfuhr ich einen zwei oder drei Kilometer langen Straßentunnel, durch den ich auch als Radfahrer gesollt hätte. Der Weg war wohl der historische durch die Schlucht. Der Schlagbaum davor war irgendwie nur etwas halbherzig runter... Auf einer Wanderkarte sah ich dann später erst in rot: "Auch für Fußgänger gesperrt." Das machte angesichts der reichlichen Felsbrocken und anderem Zeugs, was hier und da auf dem Weg lag, auch Sinn. Das eine oder andere Stück habe ich auch sehr zugesehen, nicht zu langsam zu fahren...

Highlight Nummer vier: der Großglockner. Die körperlichen Aktivitäten hielten sich an dem Tag (bis auf die tollen Springfotos!) in Grenzen. Mit dem Auto sind wir die Paßstraße (ich glaub "Edelweißstraße") hoch, sind hier und da für zig Fotos ausgestiegen, und nach einer Weiterfahrt zum Gletscher "Pasterze" wieder zurück. Am Gletscher sah ich, zum ersten mal, glaube ich, Murmeltiere!

Nr. 5: Salzburg! Da habe ich mich nämlich mit Harald, mit dem ich hier in Pasila von August bis Dezember zusammen gewohnt hatte, für einen Nachmittag getroffen. Das Wetter spielte mit (nachdem es auf der Zugfahrt erstmal anfing zu regnen) und eigentlich trieben wir uns gekonnt planlos durch Salzburg, um letztlich auf der Festung Hohensalzburg zu landen, wo gerade ein mittelalterlicher Markt stattfand. Sehr schön, so gab es nämlich nicht nur ein bißchen Halligalli und was zu gucken sondern auch ein leckeres Stiegl im zünftigen Mittelalterkrug!
An dem Tag lief auch irgendein WM Spiel, weiß aber nicht mehr, welches, und so ließen wir den Nachmittag mit weiteren Bieren vor der Großbildleinwand ausklingen. Seeehr gelungener Tag!

Nr. 6: Klamm. Um genauer zu sein: die Liechtensteinklamm bei St. Johann im Pongau. Naja, Foto genügt :-)


Nr. 7: eine Höhle mit Kräften: die "Entrische Kirche", eine Millionen Jahre alte Höhle. Das Schrägste daran war wohl noch, daß man sich bei sommerlichen Temperaturen Klamotten für 6°C mitnimmt. Beeidruckend war es, nur leider schien ich der einzige in der Gruppe gewesen zu sein, der an der ausgewiesenen Stelle in der Höhle die "hohen positiven Erdstrahlen" (wohl Magnetfelder) nicht fühlte. Alle anderen hatten ein Kribbeln in den Fingern, und es wird gesagt, daß einige sich dort auch ihre Krankheiten lindern haben lassen...

AAACHJA! Ganz vergessen: das Highlight der anderen Sorte war der Badesee in Bad Hofgastein, ca. 45min zu Fuß vom Hotel. Hier waren wir am Fronleichnam, Feiertag in Ö. und somit frei, und an dem einen Nachmittag habe ich wohl soviele junge Menschen gesehen wie in den übrigen 13 Tagen zusammen. Das war eine willkommene Abwechslung zu anderen Kurgästen ;-) (das Foto entstand, als es noch nicht ganz so voll war, wobei "voll" auch eher relativ zu sehen ist)

Vielleicht komme ich bei Gelegenheit ja dazu, den Flickr account mit drei, vier Bildern mehr zu versehen...

Sonntag, Juni 25, 2006

WM 2006 in Hannover

Gaaanz spät nachgetragen am 10.7., als die WM schon vorbei ist...

Mein erster und einziger Abend bei einem WM Spiel in Deutschland... Deutschland-Schweden.

von Meike geschossen: Münchener HbfMeike und ich saßen auf dem Rückweg vom Österreich-Urlaub im ICE von München nach Hannover. Zu meiner Schande muß ich wohl gestehen, daß ich mir nichtmal 100% im Klaren darüber war, wer wann wo spielt. Das Bild des Münchener Hauptbahnhofes ein paar Stunden vor dem Spiel war aber verräterisch.
Wir waren ja vom ersten Tag der WM in Österreich, ich war also der totale Newbie, was das vor-Ort-Gefühl anging. Und sowas hatte ich noch nicht gesehen! Schwarz-Rot-Gold überall, Menschen aus aller Herren Länder liefen herum. Es dauerte wohl nur Sekunden und ich hatte mich mit dem WM Virus angesteckt. Aber wir mußten ja in unseren Zug...

Im Zug dann überraschte die Deutsche Bahn mit für mich immer noch ungewohnter Unförmlichkeit, denn das Spielergebnis wurde über Lautsprecher salopp und mit spannendem Erzähl-Mehrwert kundgetan! Kurzes, aber inbrünstiges "Jööööiih!" der wenigen Fahrgäste.
In Hannover bekamen wir am Kröpcke dann noch die 2. Spielzeit mit, zwar torlos, aber ich kann gar nicht beschreiben, wie mich dieses Gejohle und Gefeiere faszinierte! Irgendwie rückte der Fußball an sich total in den Hintergrund. Ich war einfach nur beeindruckt, daß Patriotismus plötzlich ok war! Ist es sonst eher verpönt gewesen, eine Deutschlandflagge zu schwenken, so kam man sich hier fast nackt vor, wenn man nicht irgendwo schwarz-rot-gold am Körper hatte! Ich meine, welche Nation hat(te?) so einen Identitätskomplex wie wir? Irgendwie wurde es echt Zeit!

Halligalli am Kröpcke

Und so fand ich es immer seltsamer, noch vor dem nächsten Spiel wieder nach Finnland zu fliegen. Eine WM im eigenen Land! Die einzige, die ich je erleben werde, und ich flieg erstmal weg... Aber naja, sollte eben nicht sein, alle Flüge nach dem 1.7. kosteten das 5-fache des Normalpreises, zumindest von Hamburg und Berlin aus. Also mußte ich noch vorher weg. Bin aber froh, wenigstens ein Spiel in Deutschland erlebt zu haben!

Montag, Juni 05, 2006

dunkler wird's nicht

Nachgetragen am 3.7.2006


Dieses Foto habe ich vorhin aufgenommen, von der anderen Seite der Gleise; d.h. im rechten Drittel, hinter den Lichtern des Bahnhofs, liegt mein zu Hause. Und es ist nicht etwa abends um zehn oder morgens um vier, es ist fast ein Uhr nachts. Ich habe mich auch extra drum bemüht, nicht überzubelichten. Der Eindruck auf dem Bild kommt also schon hin!


6. Juni, 00:45 Uhr, PasilaWer will da noch schlafen gehen? Wie ist das erst in drei Wochen, zur Sommersonnenwende? Und wie ist das dann in Lappland? Meine Erinnerungen an unsere Skandinavien-Wohnwagentour '92 sind auch etwas verwischt. Aber ich weiß noch, daß es nördlich des Polarkreises irre war! Die Kinder spielten drei Uhr nachts Federball - nach schlafen war da irgendwie keinem zumute. Und hier kommt gerade ein bißchen das Gefühl wieder!

Samstag, Juni 03, 2006

Kaffee-Neudefinition

Heute waren wir in Café Esplanadi, dem Café an der Esplanade - quasi. Also die Preise sind ausladend gesalzen, aber nagut, man gönnt sich ja sonst nichts.

Den Latte, wie man wohl neudeutsch - und übrigens auch in Finnland (latte) - zu nem Milchkaffee sagt, setzte ich ohne spezielle Erwartungen an... Und man hätte mich wohl direkt in nen Werbespot setzen können, so überwältigte mich dieser Kaffee!! Das war mit weitem, ganz weitem Abstand der beste Kaffee, den ich je getrunken habe! Ich bin zwar mit meinen Instant-Kaffee-Gewohnheiten alles andere als ein Kenner, aber bei dem definierte sich Kaffee völlig neu. Man schmeckte quasi das Sonnenlicht auf der Kaffeebohne!!! Naja, für 3,90€...

Freitag, Juni 02, 2006

unverschämt?

Ich finde finnische Busfahrer unverschämt. Ohne natürlich alle über einen Kamm zu scheren, denn ich hab ja auch nette getroffen. Aber neu ist mir der folgende Vorgang halt auch nicht mehr.

Vorhin durfte ich also beobachten, wie eine Frau zum Bus am ZOB eilte. Sie kam von vorne, der Busfahrer konnte sie also sehr gut sehen. Der Bus stand am ersten Bussteig, d.h. keine zehn Meter weiter ist die Ampel, welche den Verkehr aus dem ZOB heraus regelt. Die sprang grad auf Rot. Die Frau erreichte den Bus - was passiert? Abfuhrzeit, pünktlich auf die Sekunde, oder was weiß ich, auf jeden Fall gingen die Türen direkt vor ihrer Nase zu! Sie stand dann vor der Tür, gestikulierte, der Bus stand vielleicht noch drei Sekunden, dann fuhr er los. Um dann an besagter Ampel zwei Minuten auf Grün zu warten!!!!!

Also vielleicht übersehe ich ja was, aber das finde ich zum Kotzen!! Und würde es wohl auch, ohne durch die Flexibilität indischer Busfahrer versaut worden zu sein. Ich weiß die sprichwörtliche Pünktlichkeit der öffentlichen Verkehrsmittel hier echt zu schätzen; und wenn ein Zug abfährt, während der Strom der Leute, die auf den Bahnsteig und in die offenen Türen eilen, nicht abreißt, dann ist halt irgendwo Schluß! Aber die Frau kam alleine und die Ampel war einfach roter als rot...

Mann mann....

Donnerstag, Juni 01, 2006

Insiderplätzchen

Das hier schreit geradezu nach einem Blogeintrag. Ich bin also vorhin, so gegen elf oder so, wieder zu der Stelle gegangen, wo ich letztens mit dem Fahrrad war, um noch ein bißchen frische Luft zu schnappen. Der Abendhimmel sah so richtig fett orange aus, und da ich den halben Tag im Bett gelegen hatte wegen fiesem Husten, dicker Nase und Schwitzanfällen, wollte ich noch kurz raus.

Und da oben auf diesem Hügel mit all den glatten Felsen und Grasflächen dazwischen kamen mir auch so einige Ideen, für was man dieses einsame Fleckchen alles nutzen könnte. Es war späte Dämmerung, und ich stellte mich also auf die Kante von einem Felsen. Vor mir ging es zwei Meter runter. Nach einiger Zeit, die ich da so, die Abendluft genießend, herumstand, kam ein Mann langsam schlendernd irgendwo durchs Gestrüpp. Ganz untypisch für Finnland blieb er aber nicht in weiter Entfernung stehen, um bloß keinem anderem Menschen zu nahe zu kommen, sondern ging quasi unter mir vorbei, schaute hoch, und grüßte auch noch: "Terve!"

Sehr ungewöhnlich für einen Finnen!! Irgendwie fand ich die ganze Situation da schon zum schießen. Sie wurde aber noch komischer, als er mich dann auch noch was fragte! Jetzt wurde es quasi vollends finnisch untypisch! Ich ließ meinen Lieblingssatz "Anteksi, en puhun suomea. Puhutko englantia?" los und wir sprachen auf englisch. Es störte mich nicht die Bohne, weil es irgendwie bewußt seltsam anmutete, à la "treffen sich zwei in der Sahara..." Ein wenig ungeschicktes Smalltalk, und irgendwie hatte ich schon die ganze Zeit das Gefühl, ich störe. Vielleicht war das sein Aussichtspunkt um die Zeit?? Wer was ahnt, also ich ahnte da noch nichts...

"Nice view from there?"
- "Yes, well, a bit too many trees, but still ok. I had hoped to be able to see the evening sky..."
"Where you're from?"
- "Germany."
"Oh, where from Germany?"
...bla bla
Er dann wieder: "It's almost dark..."
- "Yes, will be fun finding my way back on that side of the hill... *tapp-tapp*"
"In summer this place is really nice and warm over the day with sunlight on the rocks!"
- "I can imagine. It's only my second time here, but it indeed looks inviting!"
...bla bla

Dann tat er so, als suchte er einen günstigen Punkt, um auf den Felsen zu kommen, dabei sprang dieser Punkt geradezu hervor, war aber fast unter mir. Er nuschelte irgendwas, schaute ungeschickt hin- und her und erklärte dann, er gehe dort hinten rum auf den Felsen. Ich dachte nur "Jaja, nur zu, warum erzählst du mir das überhaupt, und was wird das hier für ein Slapstick?" Natürlich blickte ich immer noch nichts.

Dann stand er also in sehr höflicher Entfernung mit auf dem Felsen. Ich blickte immer noch zufrieden in die Weite, ihn im Augenwinkel. Er zögerte, dann aber:

"Do you know... erm... what's happening here?"
(also spätestens jetzt hätte es jedem einleuchten müssen, ich schob aber immer noch die Unschuld vor mir her, dachte an coole Grillparties oder okkulte Messen...)
- "Öhm, no..." Keine Reaktion von ihm. "...but I am sure you will soon tell me, right?"
"This is a public park, and this spot is a place where gay people meet in the evening. You know, walking around..."

Na, und ich hatte es bis zum Schluß nicht gerallt. Herzlichen Glückwunsch. Ich mußte spontan lachen und meinte
- "Oups! Well, I definitely didn't know that! I hope I didn't cause any confusion..."
"You see... well, just that you know", grinste er und ging.

Na, da habe ich auf meine letzten Wochen hier noch echte Insider-Plätzchen ausfindig gemacht.