Mittwoch, November 22, 2006

Fahrkartenkontrolle

Heute nachmittag saß ich in der U-Bahn. Auf all meinen Fahrten in U- und S-Bahn wurde ich bisher nur einmal kontrolliert. Aus Helsinki sind mir Fahrkartenkontrolleure noch als uniformierte, nicht gerade schmächtig gebaute und mindestens zu zweit auftretende Mitmenschen in Erinnerung. Und überhaupt nicht in schlechter, trotz des manchmal etwas angsteinflößenden Auftrittes. Meine erste Begegnung mit Berliner Kontrolleuren war eine andere, erkannte ich die beiden wegen fast-Zivil-Outfits erst auf den zweiten Blick als solche, und auch vielmehr erst daran, daß plötzlich alle nach ihrer Fahrkarte kramten.

Heute also Fahrkartenkontrolle Nr. 2. Doch, oh Wunder, nicht für mich! Was passierte? Eine junge Frau in zivil steigt ein, die Türen schließen. Zielstrebig steuert sie auf ein Pärchen mittleren Alters, vorbei an einem Zeitung lesenden Fahrgast. "Die Fahrkarten bitte." Die beiden also Fahrkarten gezeigt, sie zum nächsten. "Fahrkarte?" Gezeigt, weiter. Aber jetzt wurde wieder jemand übersprungen, d.h. also zum Übernächsten: "Karte?" Alles paletti. Auf dem Rückweg durchs Abteil, ich habe meine schon parat, würdigt sie mich wie auch meine drei Nachbarn keines Blickes. Wie jetzt?

Ist es vielleicht wert, anzumerken, daß die ersten beiden Kontrollierten je eine Halbliterknolle Sternburg (ziemlich preisgünstiges Bier, für alle Nicht-Berliner) in der Hand hatten und durch ihr äußeres Erscheinungsbild ganz offensichtlich nicht in die Oberschicht sondern eher Richtung Hartz IV einzuordnen waren? Und spielt es eine Rolle, daß der zweite Fahrgast unübersehbar nicht deutscher Herkunft war? Ganz im Gegensatz zur dritten, übersprungenen Kandidatin! Nummer vier paßte dann anscheinend wieder in das angewandte Schema, denn auch dieser junge Mann sah nicht besonders deutsch aus. Zusammen mit meinen drei Sitznachbarn schien ich gewisse Kriterien, heute kontrolliert zu werden, nicht zu erfüllen und wurde also ebenso übersprungen.

Also mal ehrlich: Was wird denn da für ein Prinzip verfolgt? Also ich nenne das Diskriminierung, und ich könnte kotzen, wenn ich das sehe. Vielleicht steckt da ja irgendeine Statistik hinter, daß die meisten ohne Ticket erwischten Fahrgäste gewisse äußere Kriterien erfüllen. Zeit- und gewinnoptimiertes Arbeiten der Kontrolleure könnte man das dann nennen. Mit respektvollem Umgang und Gleichberechtigung hat das aber rein gar nichts zu tun und hinterläßt bei mir echt einen üblen Nachgeschmack, nämlich den der Zweiklassengesellschaft. Wenn kontrolliert wird, dann entweder alle oder gar nicht.

Und davon abgesehen, daß die ganze Aktion nicht ok war: sind Kontrolleure des BVG eigentlich immer undercover? Hab ich vorher noch nie gesehen, sowas.

1 Kommentar:

burli hat gesagt…

Hey Hennes, hast Du etwa deine Haare abgeschnitten, oder wieso bist Du nicht kontrolliert worden??? ;-)
Aber das wird wohl nicht so schnell passieren...